VESS by A.B.ZAR

Autor sucht Verleger / A.B.Zar: VESS

VORWORT

VESS ist ein Spiegelroman.

Ein Spiegel des Alters, ein Spiegel der Charaktere und ein Spiegel der Gesellschaft. VESS widerspiegelt, unter anderem, die Ängste, Hoffnungen und Herausforderungen der Gegenwart in einer scheinbar eutopischen Zukunft, in der die Roboter eine besondere Sensibilität zeigen.

A.B. Zars erzählte Welt scheint am Anfang zärtlich und liebenswert, doch diese schriftstellerische Falle weist Selbstironie auf und nimmt im Laufe des Schreibens zynische Nuancen an. Obwohl die Autorin in ihrem ersten Roman die Unschuld der Anfänge überwand und sich mit ihrer Kreation kritisch auseinandersetzte, bewahrte sie dennoch eine gewisse Aufrichtigkeit.

            In diesem Sinne ist der Subtext entwaffnend. Wir spüren, dass die Autorin das Schreiben in seelischer Balance begonnen hat und uns auf die Suche nach Harmonie, Glück und große Liebe einlädt; »eine ideale«Welt, deren Bewohner das absolute Glück kennen. Andererseits unterliegen sie aber strengen Gesetzen und  ungewöhnlichen, oft primitiven Strafen. Diejenige Gesellschaft lebt in einem gewissen Separatismus, wo die Macht in den Händen der Tarchs liegt. Daher ist das Buch eine Dystopie.

Unerwartet beginnt der Konflikt zwischen diesem und unserem ehrwürdigen Planeten, präsentiert jenseits von Gut und Böse, mit den Wahrzeichen der Gegenwart, Geheimdiensten, Machtkämpfen, Lüsten und Sünden.

Wird es der Alten Welt gelingen, die Neue zu besiegen?

Bei dem Versuch, unsere Menschlichkeit neu zu entdecken, und  zu definieren, konfrontieren wir uns mit Archetypen wie der Schöpfer, der Vater, die Tochter, der Sohn, die Zwillinge, der Kämpfer, der Anführer, der Rebell, der Soldat, die Verführerin, der Freund, aber auch das »Ur-Paar« Adam und Eva.

Die Aktion überwältigt uns und der rhythmische Refrain beeindruckt uns für immer:

            »Ich bin Soldat meines Landes, treu hoffe ich, werde ich sterben.«

Wir entdecken einen Roman an der Grenze meisterhaft ineinander verwobener Motive, scheinbar ohne Plan, mit überraschenden Wendungen und unvorhersehbarem Ende und erkennen ein großes kreatives Potenzial.

Zar ist ein geborener Erzähler. Ihr Schreiben ist minimalistisch und aufmerksam, hat intensive Dialoge, die an manchen Stellen von suggestiven Beschreibungen und anderen Stilmitteln unterbrochen werden. Im Folgenden ein denkwürdiges Bild:

»Der Eingang zu Tissa war wirklich wunderschön. Jedes Mal, wenn er hier eintrat, konnte Zollah nicht anders, als sie äußerlich mit einer wilden, unordentlichen, scheinenden Jungfrau zu vergleichen, innerlich aber mit einer hässlichen Schlampe.

Ein samter, angenehmer Grasteppich begrüßte den Besucher und zwang ihn fast zum Weitergehen um geborgene Schätze zu suchen; hier und da glänzten  weiße, perlmuttfarbene Kieselsteine.

Ein Wassermurmel sang wundersam und ein Wasserhauch wehte von Weitem, von einer anderen Welt hernieder.

Der Besucher spürte eine warme Brise, die nach Bergblumen duftete, nach Frisch und Grün; diese zerzauste sein Haar und streichelte sein Gesicht. Das Licht und die märchenhafte Aussicht wurden immer klarer und verführerischer, da tritt er vorwärts in die tiefe Gelassenheit, wo er seinen Geist hören konnte.

Als er sich umschaute, schliefen all’ seine Sinne betäubt vor Glück und Freude.

Langsam und in aller Ruhe ließ er sich am magischen Ort der Geborgenheit auf die Knie nieder.

Doch dann sah er sie! Tissa Bacatta, diese Abscheulichkeit! Grün und stachelig, groß und hässlich im Ästegewirr über schlammigem Wasser und  schmutzigem Fels, in Milchnebel gehüllt wie kleine stinkende Atemwolken. Der starke Geruch von Fäulnis und wurmigem Sumpf war wirklich ekelhaft.

… Aber nichts war mit Tissas Blick vergleichbar.

Ohne Augen, ohne Augenhöhlen, nur mit Auswüchsen wie eitrige Warzen, die einen zuerst mit Übelkeit lähmten, die hypnotisch blinkten, bis man die immense Hässlichkeit sah, die Monstrosität fürchtete und wirklich vor Angst erstarrte.«

A.B. Zars reizvolle Schreibkunst beeindruckt durch die sprachliche Kreativität und die poetische Valenz.

Die vielfältigen Erzählstränge, Erklärungen und Substrate bereichern eine Struktur, die zwar nicht einfach, aber leicht vorstellbar ist, insbesondere für den Science-Fiction-Leser und den jungen Leser, für denen das Buch gedacht ist.

Die Symbolik, die Archetypen, die Träume, alles scheint uns zu einer Analyse, vielleicht Psychoanalyse zu führen. Es ist ein Buch mit aufforderndem Charakter, ein Buch, das uns zur persönlichen Analyse einlädt. Wir stellen uns Fragen und finden uns selbst wieder. Die Handlung gewinnt an Tiefe durch Mehrdeutigkeit, die den Leser dazu verleitet, zu lesen, zu reflektieren und dann das Lesen auf einer anderen Ebene fortzufahren.

Es ist ein fesselnder, schwindelerregender und verstörender Roman. Ein Roman, der uns aufregt und uns dadurch heilt.

Zar baut seine Personen mit der Raffinesse eines Anthropologen, der die Menschheit wiederentdeckt und sie auf andere Rassen einschließlich auf Roboter reflektiert.

Zars Fantasy-Welt wird von verschiedenen Völkern und Rassen bewohnt: Aquarianer, Ichthyos, Dekamen, Tactyre, Ponykans, Sylurte und die albträumische Tissa Bacatta. Die Hauptfiguren sind bemerkenswert. Beispielsweise Zollah de Vess, Karra und Laya, die in eine interessante Intrige verwickelt sind. Das sehr aktuelle Thema handelt von Liebe, Freundschaft und Verrat, dem Kampf um die Herrschaft und Supermächte.

Und nicht zuletzt ist VESS eine rätselhafte Schrift, vielleicht vorhersagend, vielleicht ein poetisches Bekenntnis, ein Roman, zu dessen Entzifferung ich Sie herzlich einlade.

Julia Kalman

Bukarest, 23. Januar 2021

Cartea poate fi comandată aici:

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